Kubistisch kann auch irgendwie eine runde Sache sein – Kubismus in Prag

BAYERWALDTEAM neuDie Goldene Stadt Prag ist weithin bekannt durch das schöne Nebeneinander von unterschiedlichen Architektur-Stilen aller wichtiger Zeit- und Kunst-Epochen:

  • Romanik (950 und 1250 n. Chr.)
    Die romanischen Bauwerke sind in Mitteleuropa die ältesten Bauwerke aus Stein und folgen nach der Zeitepoche der Römer in Mitteleuropa. Die meist kirchlichen Bauwerke und Burgen haben noch einen deutlichen Schutz-Charakter und sind massiv und wehrhaft gebaut.
  • Gotik (1140 bis 16. Jahrhundert)
    Die Architektur erreicht neue Höhen durch leichtere und viel filigranen Bautechniken. Eine bleibende Bedeutung haben die gotischen Kathedralen erreicht.
  • Manierismus (1520 bis 1600 n. Chr.)
    Manierismus ist eine Übergangsform von der Gotik in den Barock, ist in Prag nicht besonders stark ausgeprägt worden.
  • Renaissance (ca. 1400 – 1600 n. Chr.)
    Die Wiedergeburt der Antike, es beginnt die Zeitrechnung der frühen Neuzeit und das Mittelalter ist zu Ende. Ein sehr typisches Beispiel ist das Palais Schwarzenberg auf dem Hradschin – der Prager Burg.
  • Barock (ca. 1600 – 1750 n. Chr.)
    Der Barock kommt mit dem Ende des Dreißigjährigen Krieges 1648 im besonderen Maße und gerade in Böhmen und Mähren zur Anwendung. Die Architektur ist geprägt nach einem neuen Bewusstsein von Prunk, Pracht und Dramatik, die sich in Architektur, Malerei, Literatur und Musik zeigten.
  • Rokoko (1720 bis 1780 n. Chr.)
    Rokoko ist der Spätbarock mit kleineren, zierlicheren und leichteren Formen und Strukturen. Rokoko kam in Bayern sehr viel zur Anwendung in Böhmen und Mähren eher weniger.
  • Klassizismus (1770 bis 1840 n. Chr.)
    Klassizismus zeigt die Abkehr vom Überschwänglichen, dem Verspielten und der Ornamentik als eine Rückbesinnung auf die Ideale und Formen der griechischen und römischen Antike. Klarheit, Symmetrie und idealisierten Formen.
  • Neogotik (1830 bis 1900 n. Chr.)
    Neugotik in der Zeit des Historismus, dieser historistische Stil orientierte sich an einem idealisierten Bild des Mittelalters.
  • Neo-Barock (1860 bis 1880 n. Chr.)
    Neubarock in der Zeit des Historismus, dieser historistische Stil orientierte sich durch die Rückbesinnung auf die prächtige und üppige Formensprache des historischen Barock.
  • Jugendstil (Art Nouveau Stil) (1890 bis 1910 n. Chr.)
    Dieser Kunststil war eine Antwort auf die akademische und historisierende Kunst. Zeichnete sich durch organische, florale und figurale Motive aus.
  • Kubismus und Rondokubismus (Palace Adria in Prag) (1907 bis 1914 n. Chr.)
    Zählt zur Klassischen Moderne, wichtige Künstler waren Pablo Picasso und Georges Braque. Objekte und Körper werden in geometrische Formen zerlegt und aus verschiedenen Ansichten gleichzeitig dargestellt. Typisches Beispiel ist das Haus zur Schwarzen Madonna in Prag.
  • Bauhaus-Stil (1919 bis 1933 n. Chr.)
    Bauhaus-Stil als Gesamtkunstwerk mit einer neuen sehr sachlichen Formensprache in der neuen Sachlichkeit.
  • Moderne Kunst (1850 bis 1945 n. Chr.)
  • Brutalismus (1960 bis 1980)
    Dieser Nachkriegsbaustil ist vor allem durch die Verwendung von rohem Sichtbeton („béton brut“) und seine massiven, funktionalen Formen bekannt.

Der Altstädter Ring im Zentrum von Prag. Das Jan-Hus-Denkmal ist Jugendstil, die Häuserzeile zur Linken ist Barock und das prächtige Gebäude rechts ist Rokoko in Prag. Viele Kunststile stehen einträchtig nebeneinander und beleben das vielfältige Stadtbild.

Vielleicht habe ich jetzt auch die eine oder andere Stilrichtung übergangen, und vielleicht sind nicht alle in einer breiten Ausprägung in Prag (heute) noch zu bewundern, da in den Wirren des letzten Weltkriegs nahezu keine Gebäude zerstört wurden, ist das ganze Schaffenswerk der Architektur in Prag bis heute, wie in einem überdimensionierten Freiluft-Museum überliefert und ganztägig zu bestaunen.

 

Im Kaffee im kubistischen Kaffee „Zur schwarzen Madonna“

Das Haus zur Schwarzen Madonna beherbergt das Kubismus – Museum und ist das bekannteste kubistische Gebäude im Prager Stadtzentrum.

Bei meinen Streifzügen durch die Goldene Stadt Prag gönne ich mir eine kleine Erholung und nehme einen Kaffee im kubistischen Kaffeehaus, gleich beim Prager Pulverturm, zu mir. Das Gebäude heißt „Zur schwarzen Madonna„, nach der schwarzen Madonna als Wandskulptur an der Hausfassade.

Das bekannteste kubistisches Gebäude in Prag, das Haus „Zur schwarzen Madonna“ – „Černá Madona“. In diesem Gebäude ist das kubistische Museum untergebracht und im ersten Stock ist ein sehenswertes Kaffeehaus im kubistischen Stil eingerichtet. Dass vor dem kubistischen Haus eine Ansammlung von runden Kaffeetischen steht – ist mir doch gleich ein Foto wert. Kubismus und seine Gegenform stehen sich gegenüber im Wettstreit der Formensprachen.

Die kubistische Formensprache hat auch einen Klassiker der Weltliteratur ergriffen. Agatha Christie lässt ihren Protagonisten Hercules Poirot als Meisterdetektiv in der Formenwelt des Kubismus und des Bauhaus-Stiles agieren.

 

"Hercules Poirot - der Meisterdetektiv aus der literarischen 
Feder von Agatha Christie, hätte hier seine wahre Freude!"
"Agatha Christie lässt den kleinen und etwas 
rundlichen Herrn und einem scharfem logisch, 
funktionierenden Verstand, gepaart mit seinem 
schon fast manischen Ordnungssinn agieren."

"Poirot hat einen intrinsischen Hang zur absoluten
Vollkommenheit, ja schon einem Funktionalismus.
In dieser, seiner Welt, liebt er alle gerade Formen
und verachtet alles Runde."
"Ordnung und Methode sind seine Prinzipien in seiner 
Ermittlung und der Lösung auch der kniffeligsten Fälle."

 

Der Kubismus wurde hier mit dem Gebäude und allen Einrichtungen auf die Spitze getrieben. Im Erdgeschoss ist ein kubistisches Restaurant und im ersten Stock ein kubistisch designtes Kaffeehaus (Kavarna)Zur schwarzen Madonna„.

  • Es gibt kaum etwas Rundes in diesem Gebäude.
  • Es gibt aber auch kaum etwas Gerades in diesem Gebäude.
  • Gleich kommt die nächste Ecke, um die Strenge der geraden Linie genauso zu brechen, wie auch die totale Symmetrie des Kreises in all seinen Rundungen, die ebenso aufgelöst werden muss.

Das Kaffeehaus im kubistischen Haus in der Prager Altstadt ist einen Besuch und eine Pause vom Prager Kopfsteinpflaster wert.

 

Kubismus in Prag – Černá Madona

Die Goldene Stadt Prag an der Moldau hat der Überlieferung nach 1.000 goldene Türme und ebenso viele Gesichter. An diesem Abend machte ich mich auf, um das kubistische Gesicht in Prag fotografisch zu entdecken.

Es war auf jeden Fall spannend und die Entdeckung hat sich gelohnt.

Ihre Meinung oder Kommentar interessiert auch andere LeserInnen